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Kritiken


Othello von W. Shakespeare
(Shakespeare Company Berlin)


"Ist es weil ich fremd bin und bleibe?"
von Philipp Lichterbeck
Die Shakespeare Company Berlin inszeniert Othello im Heimathafen Neukölln.
Die Darsteller bewältigen also eine ungeheuere Versmenge und geben außerdem noch kleine musikalische Einlagen. Sie verschwinden hinter einem Vorhang und spielen auf einem selbstgebastelten, pentatonischen Röhreninstrument, dessen Klang an ein mattes Xylophon erinnert. Die Töne werden dann als Loops (und als Konzession an die Modernität Shakespeares) wieder eingespielt. Doch trotz Textlastigkeit und Instrumentenbedienung gelingt es den drei Darstellern ihren unterschiedlichen Figuren eigene Färbungen zu verpassen. Wobei besonders Cristian Lehmann Carrasco gekonnt changiert zwischen dem General Othello und dem Dummkopf Rodrigo.
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Im zweiten Teil der Tragödie interessiert Neumann dann vor allem das Thema Eifersucht: wie sehr sie in Othello brennt und Besitz ergreift von seinem Denken und Fühlen. Das "grünäugige Monster" wie es Shakespeare beschreibt, killt nicht nur die Ehe zwischen Othello und Desdemona, sondern macht Othello zum Killer. Bevor er sich selbst reichlich theatralisch das Messer in die Brust rammt, gelingt es Christian Carrasco das Wüten der Eifersucht, dieser "Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft", fast schon physisch spürbar zu machen. Die Action findet bei diesem "Othello" innerhalb der Figuren statt.

Augsburger Allgemeine
von Bärbel Knill
Es gelang den drei Darstellern hervorragend, die drei Kerncharaktere darzustellen: Cristian L. Carrasco ist ein kraftvoller, leidenschaftlicher Othello, glaubwürdig sowohl in der Liebe zu Desdemona als auch in den folgenden Selbstzweifeln bis hin zur Raserei. Erschreckend wirkt er, als er Jago würgt, und in der gewalttätigen Schlussszene, in der er seine Frau ermordet, ja selbst noch im Selbstmord - das sind schwierige Klippen des Schauspiels, die, unzulänglich dargestellt, schnell ins Lächerliche kippen können. Carrasco meisterte sie bravourös.

Othello
Netz der Verunsicherung
Von Volkmar Draeger
Gemächlich läuft Othello, starke Emotion vermeidend und bisweilen verhalten deklamierend, an der Rampe, was Distanz zu den Rollen schafft. Amüsantes bringen en travesti "Othello" Cristian L. Carrasco als süffelnde Emilia,...
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Einzig beim Mord an der Gattin erlaubt sich Othello laute Töne, ächzt sich ridikül in den eigenen Dolchtod. Da hat der windige Jago sein Werk vollendet. Und wird nicht einmal bestraft: lebensnah.




leonce meets the king (Westfälische Kammerspiele)


"Ladies and gentlemen, we're proud to present!" Der Hektiker am kleinen Bistrotisch ist endlich bereit für sein Publikum und formuliert den ersten verständlichen Satz. Nicht einfach so, sondern in kunstvollem Stakkato, erst leise, dann immer lauter, immer schneller. Ein vollendeter Sprachakrobat. Er heißt Cristián Lehmann Carrasco, oder besser Elvis, vielleicht Leonce. (. . .) Nun ist Leonce Nacht für Nacht in seiner kleinen Ein Zimmer Wohnung und gibt einem imaginären Publikum Konzerte als Elvis Presley. Richtig gute Konzerte, mit allem was das Elvis Herz begehrt. (. . .) Cristián Lehmann Carrasco ist ein würdiger Elvis, gut bei Stimme und Gestik. Wenn er nicht Elvis ist, dann ist er Leonce. (. . .) Leonce beherrscht die akustische Umsetzung des ordinären Geschlechtsverkehrs meisterhaft, parliert dreisprachig, zuweilen büchnerisch und bietet große Momente der Schauspielkunst. (. . .)
(Ursula Meyer, Neue Westfälische)




Lesung Forum junger Literatur


Am 18. Mai 2006 fand in der Galerie Berlin am Meer die Lesung "Forum Junger Literatur - Lesen und Schreiben" statt. (. . .)
Dadaistische Elemente und teils hypnotische, teils roboterhafte Wiederholungen leiteten stilistisch passend den Höhepunkt der Veranstaltung ein: Der Schauspieler Cristián Lehmann Carrasco las Passagen aus Fernando Pessoas Werk "Buch der Unruhe". Das "Livro do desassossego", so der portugiesische Originaltitel, entfaltete durch Carrascos tragende Stimme und seine pointiert eingesetzte Gestik die auf die Spitze getriebene Spaltung der Pessoa'schen Figuren und transportierte treffend deren Schilderungen des Schreibens. Hier fiel zum Abschluss auch der schönste Satz des Abends, als Pessoa den König Sigismund empört sagen lässt:
"Ich bin König von Rom! Ich stehe über der Grammatik."
(Franziska Gerhardt, www.efors.eu)




Die Obdachlosigkeit der Fische (e9n)


(. . .) Denn auch bei Genazino geht es um die Liebe, die nun in allen Einzelheiten zerlegt wird. Wie es anfängt, wie es ist, wie es aufhört. Als mongolische Steinwidder begegnen sich Cristián Lehmann Carrasco und Fernando Fernandez -mit gigantischen Plastik-Widderhorn-Objekten ausgestattet- in der U-Bahn. Im pflichtgemäßen Kampf um eine Schöne stupsen die Widderhörner aneinander.
Auch letzlich arme Kerle, die Widder. (. . .)
(Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau)

(. . .) Die vier Darsteller kombinieren tänzerisch-fließend einen poetischen Stadtspaziergang mit bildhaften Details rund ums Grundmotiv.
(. . .), der flanierende Beobachter Cristián Lehmann Carrasco- sie alle huschen und treiben komisch umher, reißen Situationen an, rezitieren das Hohelied der Liebe oder zelebrieren die eigene Auflösung. Werden in grotesken Masken Fisch und Vogel, zu Wattwürmern im projizierten Meer vom Fischmarkt, der den "Obdachlosen" ein Heim gibt. (. . .)
(Marcus Hladek, Frankfurter Neue Presse)

(. . .) Die "Obdachlosigkeit der Fische" ist der Beweis dafür, daß ein Tischfeuerwerk manchmal phantastischere Leuchtbilder ausschleudern kann als das Raketengeschwader einer Großbühne. Auf jeden Fall hat man noch nie so intelligent blubbernde Fische gesehen wie in diesem Stück, als die vier Schauspieler sich in Meeresgetier verwandelten, in ihren langen Stoffröhren geschmeidig in einen Tiefseegraben tauchten und ewige Weisheiten murmelten. (. . .) Einmal hauchte die Regisseurin Körte auch einem hirnlosen Gegenstand Leben ein, dem Telefonbuch nämlich, das naß im Rinnstein liegt, aber auch in diesem Zustand noch so attraktiv ist, daß der Blick des Flaneurs (Cristián Lehmann Carrasco) wieder und wieder darauf fällt und in ihm gar Liebesgefühle entstehen läßt. (. . .) Einmal übernehmen die Musiker die Bühne. Es hätte ruhig zweimal oder dreimal sein dürfen. Aber das können die beiden mongolischen Steinwidder nicht zulassen. Gewiß, sie sind liebeskummerige Böcke, aber immer noch Böcke genug, um in männlicher Eigensucht die Geweihe ineinander zu verhaken. (. . .)
(Hans Riebsamen, Frankfurter Allgemeine Zeitung)




Rote und Rosen (Theater im Pavillon)


Oh Mann, war das chaotisch. und bisweilen so poetisch überfrachtet, daß sich die Balken im kleinen Saal des Raschplatz Pavillons gewiß für immer verbogen haben. Dennoch der junge Autor und Regisseur Cristián Lehmann Carrasco hat offenbar Talent. Sein Erstlingsstück besitzt Witz, es gibt ein paar gute, weil schräge Dialoge. Und wenn die beschworene Endzeitstimmung zu heftig und zu düster zu werden droht, folgt gleich ein ironischer "Knaller".
(eco, Hannoversche Allgemeine)






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